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Grüße von der Bauernhof-Kommune: Das Phänomen Cordhose

Was zur Hölle ist eigentlich aus Cordhosen geworden? Erzählungen älterer, weiser Menschen berichten von Zeiten, in denen die Hosen aus diesem seltsamen Stoff tatsächlich so etwas wie… „angesagt“ waren. Heute – das muss man leider sagen – kennt man Cordhosen meist nur noch als Teil der Uniform alternder Hippes mit zotteligen Haaren und wenig Augenmerk auf Style. Alles nur ein Vorurteil? Fakt ist jedenfalls: Weder auf den Straßen der Innenstädte und den einschlägigen Trend-Bezirken, noch auf den Laufstegen großer Designer sind die Hosen derzeit ein Thema – und das trotz einiger Comeback-Versuche und erzwungener Hype-Pushes durch diverse Modemagazine. Das soll jedoch nicht heißen, dass die Cordhose ein uninteressantes Modestück wäre, ganz im Gegenteil. Um zu verstehen, dass in ihr eine echte Alternative zur altbekannten Jeans schlummert, muss man sich vergegenwärtigen, was sie für modische Möglichkeiten bietet und wo ihre Wurzeln liegen. Erst dann kann man begreifen, dass hinter den Teilen tatsächlich mehr steckt, als ein vorsintflutartiger Style, der mit den heutigen Gepflogenheiten nicht zu vereinen ist.

Wann genau waren Cordhosen eigentlich zuletzt cool?

Vor 20 Jahren oder doch eher vor 30? Ganz klar: Der Trend ist nicht der Cordhoses bester Freund, und zwar schon seit einer ganzen Weile nicht. Dabei steht sie, was Tradition und Herkunft angeht, der ultrabeliebten Jeans in nichts nach. Auch die Cordhose  wurde als Arbeiterhose entwickelt. Bis heute gehört sie zur festen Uniform diverser Handwerkerberufe. Wer etwa an die Zunft-Tracht von Zimmermännern denkt, hat sofort deren typische Cord-Uniform vor Augen. Geschätzt wurde sie damals wie heute für ihre Robustheit und Standhaftigkeit bei schwerer Arbeit. Wo die Bezeichnung „Cord“ herkommt, ist bis heute nicht genau geklärt, es wird jedoch vermutet, dass sie aus dem Französischen stammt: „Cord du roy“ bedeutet so viel wie „König des Stoffs“. Denkbar ist aber auch, dass für die Art des Stoffes einfach der englische Begriff Cord („Schnur“) übernommen wurde. Die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Manchester“ gibt bereits einen Hinweis auf die Herkunft des Cord-Stoffes. Noch lange, bevor Levi Strauss die erste Denim herstellte, genauer im 18. Jahrhundert, wurden im britischen Manchester nämlich die ersten Cordhosen hergestellt.

Cordhosen konnten günstig produziert werden und hatten perfekte Voraussetzungen für Alltag und Arbeit – kein Wunder, dass sie schnell ein absoluter Verkaufsrenner waren. Der große Erfolg der Cordhosen war vor allem darin begründet, dass sie ein Qualitätsprodukt war, dass sich jede Gesellschaftsschicht leisten konnte und welches für demensprechend viele Zwecke genutzt wurde. Häufig bestanden Schuluniformen aus Cord, die Hosen wurden aber auch von Wanderern und den erwähnten Arbeiterzünften getragen.

Doch es sollte bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts dauern, bis es schließlich seitens der jugendlichen, modeaffinen Menschen den ersten richtigen Run auf die Hosen aus dem seltsam auffälligen Stoff gab. Die Kombination aus Schlaghosen aus Cord und auffällig großen Boots war DIE Ausgehuniform der Disco-Ära und wurde zum Markenzeichen für die feierwütige Jugend dieses Jahrzehnts. Nicht zuletzt fanden die unverwechselbaren Stücke auch großen Anklang innerhalb der allgegenwärtigen Hippiebewegung. Damit hatte sich die Cordhose als stylisches Kleidungsstück zwar gesellschaftlich etabliert, schlitterte in den folgenden Jahren aber trotzdem mehr und mehr in die modische Irrelevanz.

Heute, in Zeiten, wo eigentlich sowieso aller erlaubt ist und man prinzipiell alles tragen kann, sofern es a) gut kombiniert wird oder b) zumindest eine Spur eigenen Stils vermittelt, hat die Cordhose zwar immer noch keinen festen Platz gefunden, taucht aber vereinzelt immer wieder auf. Und zwar auch abseits von Öko-Menschen und Bauernhof-Kommunen. Vor etwa zwei Jahren kamen parallel zu den bunten Skinny-Jeans auch ähnlich geschnittene Cordhosen wieder auf: Bunt, schrill und sehr schmal geschnitten. Die weiten Sackhosen von „damals“ sind  jedoch nach wie vor passé – wahrscheinlich waren sie auch nie etwas anderes. Wer aber ein gewisses Gespür für gute Outfits in sich trägt und gerade darauf pocht eben nicht nur das zu tragen, was der Trend vorgibt, der kann tatsächlich versuchen, ein Outfit rund um eine schmal geschnittene Cordhose zusammenzustellen. Denn eines ist sicher: Man fällt damit definitiv aus der Reihe. Und bis der nächste richtige Hype um Cord entsteht, wird wohl noch das ein oder andere Jahr ins Land ziehen. Die Stunde der Individualisten hat also geschlagen – Freiwillige vor!

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